Mit sinkender Inzidenz an akuten SARS-CoV-2-assoziierten Erkrankungen rücken die Langzeitfolgen der SARS-CoV-2-Infektion in den Vordergrund, so v. a. das Post-COVID-Syndrom, berichtete Prof. Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, auf 14. Intensivmedizin-Update-Seminar am 23. und 24. September 2022 in Köln sowie auf dem 19. Pneumologie-Update-Seminar am 11. und 12. November 2022 in Mainz.
Bei den meist wenig spezifischen Symptomen von Post-COVID und in der Regel fehlenden Organpathologien ist es schwer, zwischen Virus-bedingter Beeinträchtigung und Pandemie-bedingter Einschränkung zu unterscheiden. Zudem haben die Corona-Pandemie, die nahtlos vom Ukraine/Russland-Konflikt mit seinen weitreichenden Folgen (Energiekrise, Inflation) abgelöst wurde, die Gesellschaft physisch wie sozial erheblich beeinflusst; psychische und psychosomatische Erkrankungen haben deutlich zugenommen.
Bei der größten Gruppe der Post-COVID-Patienten stehen Mattigkeit und Konzentrationsstörungen sowie das Gefühl mangelnder Leistungsfähigkeit im Vordergrund. Patienten, die schon vor der COVID-19-Erkrankung unter chronischen Erkrankungen gelitten haben, wiesen mehr Post-COVID-Symptome auf, wie verschiedene große Studien zeigen, so auch eine Studie auf der Basis deutscher Krankenkassendaten.
Die Herausforderung liegt nun darin, zwischen COVID-19-bedingten medizinischen Störungen und Pandemie-bedingten psychosozialen Veränderungen zu unterscheiden, so Welte. Dafür seien diagnostische Instrumente erforderlich, die erkennen helfen, welche Patienten (bzw. Probanden) an Veränderungen der immunologischen und zellulären Funktionen leiden, die die Beschwerden erklären. Möglicherweise führt auch die Omikron-Variante, welche eine weniger ausgeprägte Entzündungsantwort erzeugt, zu weniger Post-COVID-Fällen, zumal alle bisher publizierten Daten aus der Zeit stammen, in der andere Varianten dominierten.
Newsletter Ausgabe 12/22