Die in den USA intensiv geführte Diskussion um eine schädliche „Opioid-Epidemie“ wird nicht mit gleicher Vehemenz in Deutschland und Europa geführt, erklärte Dr. Bernd Oliver Maier von der Med. Klinik III – Palliativ und Onkologie am St. Josefs-Hospital in Wiesbaden auf dem 18. Internisten-Update-Seminar am 10. und 11. November 2023 in Wiesbaden.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Vor allem ist das Kontrollsystem der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) als wirkungsvoller Faktor einer geführten Abgabe vergleichsweise effektiv und ist der Indikationsbezug bei den Verordnungen besser gewährleistet, da die Marketingstrategien der Hersteller sich nicht primär an den „Endverbraucher“ wenden und deshalb weniger in die Kritik geraten sind.
Nach Jahren, in denen in Deutschland die Zurückhaltung in der Verschreibung potenter Opioide als größter systematischer Fehler der Schmerztherapie gesehen und für einen „unkomplizierten“ Zugang geworben wurde, legen allerdings inzwischen viele Daten nahe, dass eine Banalisierung der Folgen des Langzeit-Opioidgebrauchs absolut unzulässig ist.
Sowohl gesellschaftliche Folgen als auch individuelle gesundheitliche Folgen lassen zwingend die Forderung zu, dass ein engmaschiges Follow-up von chronischen Opioid-Verschreibungen dringend empfohlen wird, so Maier. Die niedrigst notwendige Erhaltungsdosis und eine frühzeitig anzustrebende Dosisreduktion sowie Präparate mit stabilem Wirkspiegel in der Dauertherapie seien anzustreben.