Über das Risiko von Nervenschäden bei peripheren Nerven-Blockaden berichtete Prof. Dr. Thorsten Steinfeldt, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie an der BG Klinik Frankfurt am Main auf dem 15. Anästhesie-Intensiv-Update-Seminar am 15. und 16. November 2024 in Mainz.
Er verwies hierzu auf eine aktuelle Literatur-Übersicht von Bais und Kollegen: Die Autoren erläutern die möglichen perioperativen Trauma-Mechanismen, die toxische Wirkung der Lokalanästhetika sowie mögliche Risikofaktoren auf der Seite der Patienten.
Die Vermeidung intraneuraler Injektionen wird von dabei deutlich hervorgehoben. Zwar stelle sich eine intrafasziculäre Kanülenplatzierung als nahezu unmöglich dar, jedoch gehe das entscheidende Trauma aus der Ischämie hervor, die aus der intraneuralen Injektion resultiere.
Weiter wird darauf hingewiesen, dass neben der Vermeidung eines hohen intraneuralen Volumens der Lokalanästhetika auch die schnelle und kraftvolle Injektion zu vermeiden sei; denn daraus gehe eine massivere Verletzung des Perineuriums hervor. Neben der Vermeidung der intraneuralen Injektion erläutern die Autoren, dass auch außerhalb des Nervs keine hohen „Druckverhältnisse“ vorliegen sollten; denn zu große Lokalanästhetika-Volumina gehen mit Kompartment-ähnlichen Risiken einer Ischämie einher.
Die Autoren fassen zusammen, dass die Sonografie ein entscheidender Faktor zur Gewährleistung der Patienten-Sicherheit darstelle. Daneben sei es äußerst relevant, Patientenrisiken zu identifizieren und die Blockadetechnik daran anzupassen. Des Weiteren solle während der Lagerung und der Operation aufmerksam auf mögliche Traumata geachtet werden. Auch Risiken des Tourniquets seien auf ein Minimum zu reduzieren.
Diese Thematik ist auch für neurologische Gutachter durchaus relevant, da es bei entsprechenden Nervenschäden zum Vorwurf eines ärztlichen Behandlungsfehler kommen kann, was dann gutachtlich zu bewerten ist.
Bais, K., Guirguis, F., Guirguis, M. (2024). Nerve injury following regional nerve block: A literature review of its etiologies, risk factors and prevention. Curr Pain Headache Rep., 28 (9), 863-868.
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