Bis zu einem Drittel aller Diabetiker entwickelt ein diabetisches Fußsyndrom, verursacht durch die Schädigung von Nerven (diabetische Neuropathie) und Blutgefäßen in den unteren Extremitäten mit oft schwerwiegenden Folgen, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG). Hier gilt es, Amputationen soweit wie möglich zu vermeiden.
Die Krankheitslast, die durch den Typ-2-Diabetes in Deutschland verursacht wird, ist gewaltig: Aktuell leiden rund neun Prozent der Bevölkerung an der Stoffwechselstörung. „Davon entwickelt jeder fünfte bis jeder dritte im Laufe seines Lebens ein diabetisches Fußsyndrom“, erklärte Prof. Dr. Christian Uhl von der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg am 13. Dezember 2022. Um schwerwiegende Folgen für die Betroffenen abzuwenden – aber auch, um enorme Kosten für das Gesundheitswesen zu vermeiden – bedürfe es einer frühzeitigen Diagnose und eines sorgfältigen medizinisches Managements.
Zur Diagnosestellung ist mittlerweile die farbcodierte Duplexsonographie die Untersuchungsmethode der Wahl. „Mit ihr lassen sich relevante Durchblutungsstörungen in drei Viertel der Fälle erkennen“, so Uhl. Zudem sei das Verfahren kostengünstig, nicht invasiv und gehe nicht mit einer Strahlenbelastung einher.
Wird eine relevante Einschränkung der Durchblutung festgestellt, sollte in jedem Fall eine Revaskularisierung vorgenommen werden – denn ob eine chronische Wunde entsteht, bestehen bleibt oder abheilt, hängt entscheidend von der Durchblutung ab. „Für die Wiederherstellung der Blutversorgung stehen sowohl endovaskuläre als auch operative Verfahren zur Verfügung“, erläuterte Uhl. Welches Vorgehen für welchen Patienten gewählt werde, richte sich hauptsächlich nach individuellen Risikofaktoren.
Eng damit in Zusammenhang steht auch eine Empfehlung des DGG-Experten zur Amputation: Dieser schwerwiegende Eingriff solle niemals vorgenommen werden, ohne zuvor den Zustand der Gefäße sorgfältig untersucht zu haben. Denn auch für die Heilung der Amputationswunde ist eine ausreichende Durchblutung von großer Bedeutung. „Im Zweifel kann vor dem Eingriff eine Revaskularisierung vorgenommen werden, um die Chancen auf eine unkomplizierte Wundheilung zu verbessern“, berichtete Uhl.
Newsletter Ausgabe 01/23